In einer Zeit, in der die Demokratie zunehmend durch strategische Manipulationen und technologische Innovationen bedroht ist, spielen Netzwerke wie das von Charles Koch eine entscheidende Rolle. Diese Akteure verfolgen ein Ziel, das über die bloße Aufrechterhaltung der Macht hinausgeht: Sie streben eine langfristige und umfassende Transformation, die ihre wirtschaftlichen Interessen sichern und die öffentliche Meinung zugunsten ihrer Agenda beeinflussen soll. Ein zentrales Mittel, das dabei zum Einsatz kommt, ist Disinformation, die nicht nur politische Entscheidungen steuert, sondern auch grundlegende demokratische Werte infrage stellt.
Ein besonders brisantes Beispiel für diese Praxis ist die zunehmende Kriminalisierung von Protesten, die von verschiedenen politischen Akteuren unterstützt wird. In den USA beispielsweise haben über dreißig Bundesstaaten Gesetze eingebracht, die darauf abzielen, Proteste zu kriminalisieren oder deren Durchführung erheblich zu erschweren. Diese Gesetzgebung richtet sich insbesondere gegen bestimmte Formen des Widerstands, wie etwa Proteste gegen fossile Brennstoffe oder Organisationen, die diese unterstützen. Ein solches Gesetzespaket zielt darauf ab, die öffentliche Ablehnung gegen die fossile Brennstoffindustrie zu unterdrücken, indem es die Strafen für Aktivitäten, die als Bedrohung für die Infrastruktur betrachtet werden, drastisch erhöht.
Besonders problematisch ist dabei die Rolle der Disinformation. Diese wird gezielt eingesetzt, um eine öffentliche Meinung zu manipulieren, die Proteste als gewalttätige, unkontrollierbare Mobs darstellt – eine Erzählung, die von rechten Medien und Politikern verbreitet wird. Die Darstellung von Demonstranten als von außen gelenkte, „wütende Mobs“, die angeblich von geheimen Kräften wie George Soros unterstützt werden, dient nicht nur der Entmenschlichung der Protestierenden, sondern auch der Förderung einer Politik, die in der Vergangenheit als Verstoß gegen die verfassungsmäßigen Rechte angesehen worden wäre. Durch die Verbreitung solcher Narrative wird die Dringlichkeit geschaffen, neue, restriktive Maßnahmen zu ergreifen, um jegliche Form des Widerstands zu ersticken.
Dieser Prozess ist nicht neu. Schon in der Vergangenheit wurden disziplinierende Maßnahmen gegen politische Bewegungen ergriffen, doch die heutige Ausprägung ist in ihrer Intensität und Raffinesse beispiellos. Mit der fortschreitenden Digitalisierung und der Nutzung gezielter Medienkampagnen haben die Kräfte hinter diesen Maßnahmen ein leistungsfähiges Werkzeug zur Hand, um die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Disinformation wird hier nicht nur als Taktik zur Manipulation, sondern als notwendige Strategie angesehen, um eine gesellschaftliche Ordnung aufrechtzuerhalten, die den Interessen einer kleinen, aber mächtigen Elite dient.
Ein weiteres wichtiges Element dieser Bewegung ist die transnationale Dimension. Die von Charles Koch unterstützten Netzwerke, insbesondere die Atlas Network-Initiative, haben ihre Agenda längst über die Grenzen der USA hinausgetragen. In Großbritannien etwa wurde aufgedeckt, dass das Institute for Economic Affairs, ein führendes Mitglied des Atlas-Netzwerks, maßgeblich zur Förderung des Brexit beigetragen hat. Ähnliche Strategien wurden in anderen Ländern verfolgt, wo lokale politische Akteure mit Unterstützung von Kochs Organisationen versuchten, politische Systeme und Wahlen zu beeinflussen. Die Zerschlagung der demokratischen Strukturen wird also nicht nur national betrieben, sondern auch weltweit ausgedehnt, um ein Modell der Oligarchie zu etablieren, das die globalen wirtschaftlichen Interessen einer kleinen Elite schützt.
Es stellt sich daher die Frage, wie der demokratische Widerstand gegen diese Subversion aussehen kann. Eine mögliche Antwort liegt in der Stärkung der internationalen Zusammenarbeit zwischen investigativen Journalisten und Aktivisten, die sich auf die Aufdeckung von Praktiken konzentrieren, die solche Netzwerke verschleiern. Ein internationales Konsortium, das auf die Praxis der Disinformation und die globalen Verbindungen von Akteuren wie Kochs Organisationen abzielt, könnte eine entscheidende Rolle bei der Aufdeckung der wahren Ausmaße dieses Unternehmens spielen. Nur durch eine solche kollektive Anstrengung könnte die Öffentlichkeit endlich erkennen, wie tief die Wurzeln dieser Subversion gehen und welche Auswirkungen sie auf die Demokratie weltweit hat.
Es ist wichtig, dass wir uns nicht nur der Manipulation der öffentlichen Meinung durch diese Netzwerke bewusst werden, sondern auch den Mechanismen, die diese Netzwerke am Leben erhalten. Die Verschmelzung von Kapitalinteressen und politischer Macht hat das Potenzial, die Demokratie nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Teilen der Welt zu untergraben. Daher ist es entscheidend, dass jeder, der sich für den Erhalt der demokratischen Prinzipien einsetzt, das Ausmaß der Bedrohung versteht und sich aktiv gegen diese Formen der Diskursverschmutzung wehrt. Es reicht nicht aus, sich auf einzelne Ereignisse oder Gesetzesänderungen zu konzentrieren; der Blick muss auf das große Ganze gerichtet sein, das die Verbindung von Kapital, Politik und Medien umfasst und die Mechanismen entschlüsselt, die diese Kräfte zusammenhalten.
Die koordinierte Angriff auf autoritäre Institutionen und die Rolle von Philanthropie im demokratischen Prozess
Der Einsatz von privater Philanthropie als politisches Instrument hat in den letzten Jahrzehnten in den Vereinigten Staaten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass Stiftungen, die als gemeinnützig gelten, enorme Steuervergünstigungen genießen, während sie gleichzeitig weitreichende Macht ausüben. Organisationen, die als gemeinnützig anerkannt sind, können Steuerabzüge für Spenden geltend machen und erhalten durch die Steuererleichterungen große finanzielle Vorteile. Dies betrifft nicht nur Einzelpersonen, sondern auch große Unternehmen, die ihre Spenden an solche Stiftungen ebenfalls steuerlich absetzen können.
Es ist bemerkenswert, dass die Gründung von Stiftungen in den USA steuerlich begünstigt wird, was zu einer enormen Konzentration von Reichtum führt. Das Ergebnis dieser Mechanismen ist eine zunehmend undurchsichtige und unkontrollierte Ansammlung von Macht in den Händen weniger Superreicher. 2015 beliefen sich die Ausgaben öffentlicher Stiftungen auf fast 2 Billionen US-Dollar. Diese Summen, die im Rahmen des Steuersystems von den Steuerzahlern mitfinanziert werden, sind häufig von den traditionellen politischen Kontrollen und Transparenzpflichten befreit, die bei öffentlichen Mitteln eigentlich gefordert wären. In den frühen 1900er Jahren gab es starke Widerstände gegen diese Entwicklung. Persönlichkeiten wie Louis Brandeis oder John Haynes Holmes äußerten Bedenken gegen den wachsenden Einfluss privater Stiftungen, die nach ihrer Auffassung die demokratischen Prozesse und die Gewaltenteilung untergraben.
John Stuart Mill erklärte die private Stiftung sogar als ein „Werkzeug“, das von den reichsten Schichten dazu genutzt werde, öffentliche Güter zu schaffen, die sie selbst nicht durch demokratische Prozesse umsetzen könnten. Solche Stiftungen, so die Kritik, untergraben die demokratische Ordnung, indem sie das Recht zur Entscheidung über die Verwendung öffentlicher Gelder an private Akteure delegieren. In der Vergangenheit gab es zahlreiche Fälle, in denen Universitäten und andere Institutionen versuchten, sich vor den Einflüssen dieser privaten philanthropischen Organisationen zu schützen. 1925 verbot die Universität von Wisconsin sogar die Annahme von Spenden von privaten Stiftungen, weil diese als unvereinbar mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft angesehen wurden.
Ein weiteres problematisches Element der modernen Philanthropie ist die Art und Weise, wie Steuervergünstigungen zugunsten von Stiftungen auch die Einkommensunterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten verstärken. Es gibt im US-amerikanischen Steuerrecht einen klaren Vorteil für die Reichen, die durch großzügige Steuerabzüge ihre Steuerlast minimieren können, während ärmere Schichten kaum von diesen Regelungen profitieren. Diese ungleiche Behandlung von Spenden führt zu einer weiteren Konzentration von Einfluss und Ressourcen in den Händen von Wohlhabenden, was zu einer Verzerrung des demokratischen Diskurses führt.
Die wachsende Bedeutung von Philanthropie als politisches Werkzeug wird noch durch eine neuere Entwicklung verstärkt: die zunehmende Verlagerung von Stiftungen hin zu gewinnorientierten Gesellschaften, insbesondere zu sogenannten „Limited Liability Companies“ (LLCs). Dies ist ein relativ neues Phänomen, das eine noch stärkere und noch weniger transparente Einflussnahme der Superreichen auf politische Prozesse ermöglicht. So gründeten Mark Zuckerberg und seine Frau Priscilla Chan 2015 eine LLC, die es ihnen ermöglichte, sich weitgehend der regulativen Aufsicht und den Berichtspflichten zu entziehen, die sonst für private Stiftungen gelten würden. Ähnliche Strukturen wurden von anderen prominenten Milliardären wie Laurene Powell Jobs und Pierre Omidyar geschaffen.
Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen für die politische Landschaft. For-profit Philanthropie bedroht nicht nur die Transparenz, sondern auch die politische Verantwortung. Die Möglichkeiten für die reichsten Akteure, mit „dunklem Geld“ zu operieren, könnten demokratische Prozesse nachhaltig destabilisieren. Dabei wird häufig der Eindruck erweckt, dass diese Akteure die Kontrolle über das System übernehmen, während die breite Bevölkerung weiterhin an politischer Einflussnahme verliert.
Doch es gibt vereinzelt Stimmen, die auf eine mögliche Lösung hindeuten: die Rückkehr zu Antitrust-Gesetzen. So hat die US-amerikanische Politikerin Elizabeth Warren in ihrem Wahlkampf eine radikale Reform der Antitrust-Gesetzgebung gefordert, die unter anderem die Zerschlagung von Tech-Giganten wie Google und Facebook zum Ziel hat. Die Konzentration von Reichtum und Macht in den Händen weniger Unternehmen, so Warren, gefährde nicht nur den Wettbewerb, sondern auch die Demokratie. Solche Initiativen könnten der Demokratie in den Vereinigten Staaten zu mehr Vitalität verhelfen, indem sie die wirtschaftliche und politische Macht gleichmäßiger verteilen und der Unterhöhlung demokratischer Institutionen entgegenwirken.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Problematik der demokratischen Legitimität nicht allein durch gesetzliche Maßnahmen wie Antitrust-Gesetze gelöst werden kann. Die Krise der Demokratie ist komplexer und umfasst auch den Umgang mit Fehlinformationen, der Förderung von Medienkompetenz und der Sicherstellung von unabhängigen Faktenprüfungsmechanismen. In einer Zeit, in der Autorität und Vertrauen in Institutionen zunehmend in Frage gestellt werden, reicht es nicht aus, nur die äußeren Symptome zu bekämpfen. Eine tiefgreifende Stärkung des Vertrauens in die demokratischen Institutionen und ihre Fähigkeit, im Sinne des Gemeinwohls zu handeln, ist unerlässlich, um den Angriffen auf diese Institutionen und den Missbrauch von Macht durch wenige Wohlhabende wirksam zu begegnen.
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