Polymer-Elektrolyte gelten als ideale Materialien für die nächste Generation elektrochemischer und optoelektronischer Geräte, insbesondere für Lithium-Ionen-Batterien sowie flexible und multifunktionale integrierte elektrochrome (EC) Systeme. Ihr großes Potenzial ergibt sich aus ihrer Fähigkeit, in ultradünne Schichten verarbeitet zu werden, wobei sie gleichzeitig als Bindemittel und Separatoren fungieren können. Darüber hinaus bieten sie eine erhöhte Sicherheit, da sie keine brennbaren flüssigen Lösungsmittel enthalten, was zu einer geringeren Reaktivität führt und somit die Lebensdauer sowohl in Bezug auf elektrochemische Zyklusstabilität als auch mechanische Festigkeit verbessert wird. Polymer-Elektrolyte zeichnen sich durch ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber mechanischen Schocks, Vibrationen und Deformationen aus, was ihre Anwendbarkeit in verschiedenen High-Tech-Geräten weiter steigert.
Die Anforderungen an solche Elektrolyte für elektrochrome und optoelektronische Anwendungen sind vielfältig: Sie müssen nicht nur eine gute ionische Leitfähigkeit und thermische Stabilität bieten, sondern auch mechanische Festigkeit und elektrochemische Stabilität aufweisen. Darüber hinaus müssen sie eine hohe optische Qualität besitzen, um Lichtstreuungseffekte zu vermeiden, gegenüber UV-Strahlung des Sonnenlichts resistent sein und eine minimale Umweltbelastung verursachen. Besonders wichtig ist auch ihre Biokompatibilität und die Möglichkeit, kostengünstige, nachhaltige Materialien zu verwenden. Dies fördert die Entwicklung von umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Smart Devices.
Polymer-Elektrolyte sind makromolekulare oder supramolekulare Nanostruktursysteme, die eine gute ionische Leitfähigkeit aufweisen, wobei der Wert der Ionenkonduktivität üblicherweise 10^−7 S cm^−1 übersteigt. Man unterscheidet dabei fünf verschiedene Typen: Gel-Elektrolyte, plastifizierte Elektrolyte, ionisches Gummi, Polyelektrolyte und feste Polymere. Die meisten dieser Elektrolyte bestehen aus einer komplexen Kombination von Lithium-Salzen und Polyethylenoxid (PEO), das als geeigneter Lösungsmittel für Metallsalze dient, insbesondere für Lithiumionen (Li+) oder andere harte Kationen. Für eine effektive Funktion sind ionische Leitfähigkeiten von etwa 10^−4 S cm^−1 erforderlich, was bei Temperaturen zwischen 60 und 80 °C erreicht werden kann, wenn der Polymer in seiner amorphen Struktur vorliegt. Die erhöhte Temperatur bewirkt eine Erweiterung des freien Volumens des Polymers, was die Mobilität der Polymerketten im amorphen Bereich fördert und den Ionentransport erleichtert.
Zur Erreichung amorpher Polymer-Li+ Salzkomplexsysteme bei Raumtemperatur (RT) wurden verschiedene Ansätze verfolgt. Einer der effektivsten umfasst den Einsatz plastifizierter Elektrolyte, die durch die Zugabe von flüssigen Plastifiziermitteln wie aprotischen Lösungsmitteln (z. B. Dimethylsulfoxid, DMSO, oder Dimethylformamid, DMF) oder niedrigmolekularen Polyethylen-glykolen (PEG) in die Polymermatrix formuliert werden. Die Zugabe eines Plastifizierers vergrößert die amorphe Region und fördert die Dissoziation von Ionenaggregaten, was zu einer Verbesserung der ionischen Leitfähigkeit führt. Neben PEO-basierten Elektrolyten werden auch andere Polymere und Copolymere mit polaren Gruppen (Sauerstoff oder Stickstoff) entlang der sich wiederholenden Einheiten der Ketten verwendet, um effiziente plastifizierte und Gel-Polymer-Elektrolyte herzustellen.
Besonders interessante Ergebnisse wurden mit Polyvinylidenfluorid (PVDF) und seinen Copolymeren erzielt. Diese Materialien wurden in EC- und fotoelektrochromen Smart Devices eingesetzt und zeigten eine überlegene Eignung gegenüber kristallinem PVDF. Dies wird auf die verbesserte elektrochemische Leistung, die Lösungskapazität für Lithiumsalze und die ionische Leitfähigkeit der amorphen Phasen von HFP (Hexafluorpropylen) und TrFE (Trifluorethylen) zurückgeführt. So wurde beispielsweise in einer Arbeit von Nguyen et al. ein Quasi-Festzustand EC-Gerät entwickelt, das auf PVDF-TrFE und PEO mit niedrigem Molekulargewicht (8000 Mw) basiert. Das resultierende Gerät zeigte eine gute EC-Reaktion mit einer Modulation von bis zu 60% und schnellen Schaltkinetiken (< 20 Sekunden).
Ein weiterer Ansatz zur Verbesserung der Ionenkonduktion besteht darin, Zirkoniumdioxid (ZrO2)-Nanopartikel in ein PVDF-Copolymer (PVDF-HFP) einzubringen. Diese Methode hat sich als erfolgreich erwiesen, um die ionische Leitfähigkeit des Elektrolyten zu steigern und die gesamte EC-Reaktion zu verbessern, insbesondere durch eine Verringerung der Schaltzeiten um etwa 10 Sekunden für sowohl das Bleichen als auch das Färben der EC-Geräte.
PMMA (Polymethylmethacrylat) ist ebenfalls ein häufig verwendetes Polymer in der Herstellung von Polymer-Elektrolyten für EC- und fotoelektrochromische Geräte. PMMA zeichnet sich durch herausragende Umweltstabilität, optische Transparenz, die Fähigkeit zur Filmbildung sowie eine hohe Schlagfestigkeit und Langlebigkeit aus. Die Lösung von PMMA in Lithiumsalzen und spezifischen Lösungsmitteln (Plastifizierern) ermöglicht die Bildung hochleistungsfähiger Elektrolyte. In einer detaillierten Untersuchung wurde festgestellt, dass die Erhöhung des Anteils von LiClO4 von 10 Gew.-% auf 25 Gew.-% die ionische Leitfähigkeit nahezu verdoppelte, während die optische Transparenz bei einem Salzanteil von etwa 25 Gew.-% abnahm.
Obwohl gelartige und plastifizierte Polymer-Elektrolyte eine gute Ionenkonduktivität aufweisen, leiden diese Systeme im Vergleich zu festen Polymeren unter geringeren mechanischen und strukturellen Eigenschaften, was die EC-Reaktion und die Haltbarkeit der Geräte beeinträchtigen kann. Die Integration von ionischen Flüssigkeiten (ILs) in die Polymermatrix, gefolgt von einer Funktionalisierung mit Oxid-Nanopulvern, hat sich als eine vielversprechende Methode zur Behebung dieser Schwächen erwiesen. ILs bieten den Vorteil, nicht brennbar, wenig flüchtig und bei Raumtemperatur flüssig zu sein, wodurch sie eine geeignete ionische Leitfähigkeit und ein breites elektrochemisches Fenster (bis zu 5–6 V) bieten.
Durch diese innovativen Ansätze wird es möglich, die Leistung und Stabilität von Elektrochromen und anderen optoelektronischen Geräten erheblich zu steigern. Die Entwicklungen in diesem Bereich haben das Potenzial, nicht nur die Effizienz dieser Geräte zu verbessern, sondern auch zu deren breiterem Einsatz in verschiedenen technologischen Anwendungen beizutragen.
Wie beeinflusst die Struktur und Morphologie anorganischer elektrochromer Materialien ihre Leistung und Stabilität?
Inorganische elektrochrome Materialien, insbesondere Übergangsmetalloxide, spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung elektrochromer Geräte, die in zahlreichen Anwendungen von Fenstertechnologien bis hin zu fortgeschrittenen Display-Technologien eingesetzt werden. Diese Materialien, die in ihrer elektrochromen Eigenschaft sowohl eine anodische als auch eine kathodische Farbänderung aufweisen können, sind aufgrund ihrer einzigartigen elektronischen und optischen Eigenschaften von großem Interesse.
Zu den bekanntesten und am häufigsten verwendeten Übergangsmetalloxiden gehören Verbindungen wie Wolframtrioxid (WO3), Molybdäntrioxid (MoO3), Nickeloxid (NiO) und Vanadiumverbindungen (V2O5). Die elektrochrome Wirkung dieser Materialien beruht auf der Fähigkeit, Ionen in das Kristallgitter aufzunehmen und wieder freizusetzen, was zu sichtbaren Farbveränderungen führt. Bei kathodischen Materialien, wie WO3, führt die Einspritzung von Elektronen und Ionen zur Farbveränderung von farblos zu blau, während anodische Materialien, wie NiO, bei der Extraktion von Elektronen und Ionen ihre Farbe verändern.
Die Interkalation von Ionen und die damit verbundenen Redoxprozesse sind entscheidend für das elektrochrome Verhalten dieser Materialien. Beim Wolframtrioxid beispielsweise tritt eine Farbänderung aufgrund der Reduktion von W6+ zu W5+ auf. Dies geschieht durch die Aufnahme von Protonen (H+) und Elektronen, was zu einer blauen Färbung des Materials führt. Der genaue Mechanismus dieser Farbänderung ist nach wie vor Gegenstand intensiver Forschung und wird durch Modelle wie das Ladungsübertragungs- (CT) und das Polaronenmodell erklärt. Letzteres beschreibt die Bildung kleiner Polarone aufgrund von starken Elektronen-Phonon-Wechselwirkungen, was die charakteristische Blauverfärbung in der Transmission erklärt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Struktur des Materials. Amorphe Formen von WO3, die in elektrochromen Geräten bevorzugt verwendet werden, bieten eine höhere Porosität, die eine bessere Ionenleitfähigkeit und schnellere Schaltzeiten ermöglicht. Im Gegensatz dazu weist kristallines WO3 eine dichtere und geordnete Struktur auf, die die Ionenbewegung einschränken und somit die Schaltgeschwindigkeit negativ beeinflussen kann. Allerdings haben kristalline Nanostrukturen, wie WO3-Nanopartikel, aufgrund ihrer größeren Oberflächenzugänglichkeit und kürzeren Diffusionswege im Vergleich zu massiven Materialien das Potenzial, die elektrochrome Reaktion erheblich zu verbessern.
Die Wahl des geeigneten Prozesses für die Herstellung dieser Materialien ist ebenfalls von großer Bedeutung. Verschiedene Verfahren wie chemische und physikalische Dampfabscheidung (CVD und PVD), elektrophoretische Abscheidung oder elektrochemische Deposition können verwendet werden, um dünne Filme dieser Materialien zu erzeugen. Jeder dieser Ansätze hat seine eigenen Vor- und Nachteile hinsichtlich der Produktionskosten, der Materialverschwendung und der Effizienz der Herstellungsverfahren. Für die Massenproduktion von elektrochromen Geräten ist es entscheidend, kostengünstige und effiziente Herstellungsmethoden zu wählen, die gleichzeitig die Leistungsfähigkeit des Endprodukts optimieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der elektrochromen Materialien ist ihre Langzeitstabilität und die Fähigkeit, unter wiederholten Lade- und Entladezyklen ihre optischen und elektronischen Eigenschaften zu bewahren. Materialien wie WO3 und NiO haben sich als äußerst langlebig erwiesen, was sie zu bevorzugten Kandidaten für kommerzielle Anwendungen macht. Die langfristige Stabilität wird durch die Reduzierung von Defekten im Material und durch die Kontrolle der strukturellen Integrität während des Lade- und Entladeprozesses erreicht.
Abschließend ist zu sagen, dass die Wahl der Materialstruktur, die Herstellungstechnik und die gezielte Kontrolle der ionischen Bewegung innerhalb des elektrochromen Materials entscheidend für die Entwicklung leistungsfähiger, langlebiger und kostengünstiger elektrochromer Geräte sind. Weiterhin erfordert die Entwicklung neuer, nanostrukturierten Materialien eine umfassende Untersuchung ihrer elektronischen Eigenschaften und ihrer Wechselwirkungen auf molekularer Ebene. Nur durch eine detaillierte Forschung auf diesem Gebiet können die Herausforderungen im Bereich der elektrochromen Technologien effektiv gemeistert und ihre Anwendung in der Praxis weiter ausgebaut werden.

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