George W. Bushs rhetorische Darstellung von Latinos und deren Platz in der amerikanischen Gesellschaft spiegelte eine konservative Ideologie wider, die mit den Traditionen der Republikanischen Partei, insbesondere aus der Ära von Ronald Reagan und Richard Nixon, verwandt war. In seiner Rede vor der LULAC (League of United Latin American Citizens) stellte Bush die Werte von „Freiheit“, „Unternehmertum“ und den „Werten des Familienlebens“ heraus. Latinos, so erklärte er, seien „bereit, hart zu arbeiten, ihre Familien zu versorgen und das Gesetz zu achten“. Diese Darstellung von Latino-Einwanderern als moralisch und arbeitsam ist stark von der politischen Rhetorik vergangener Jahrzehnte geprägt und führt zu einer Konvergenz von Einwanderung und Whiteness in einem politischen Narrativ. Der einzige bemerkenswerte Unterschied war Bushs gelegentliche Verwendung von Spanisch, wie in der Aussage: „El Sueno Americano es para todo“ („Der amerikanische Traum gehört jedem“).
Im Wesentlichen zielte Bushs Rede darauf ab, den amerikanischen Traum als erreichbares Ziel für Einwanderer darzustellen, sofern die Regierung eine „Gesellschaft der Chancen“ förderte. Diese „Gesellschaft der Chancen“ war ein zentraler Begriff in der konservativen Philosophie, der aus den Jahren der Reagan-Ära hervorging, als angebotsseitige Wirtschaftslösungen (supply-side economics) die politische Landschaft dominierten. Der Begriff selbst fand erstmals 1984 Eingang in die politische Debatte, als die GOP den Gegensatz zur „Wohlfahrtsgesellschaft“ zog und Steuererleichterungen für Reiche propagierte, um Arbeitsplätze zu schaffen. Seitdem hat sich dieser Begriff als konservatives Schlagwort für die Lösung von Armutsproblemen etabliert.
Die „Gesellschaft der Chancen“ umfasste nach Bushs Vorstellung drei wesentliche Elemente: Zunächst die Bereitstellung „guter öffentlicher Schulen in jedem Viertel“, was er als Plattform zur Einführung des „No Child Left Behind“-Programms nutzte. Zweitens die Förderung von Anti-Steuer- und pro-business-Politiken, die „Unternehmer ermutigen sollten, Risiken einzugehen und ihre Unternehmen auszubauen“. Das dritte Element betraf die Einwanderung, bei der Bush die Aufnahme „harter, arbeitsamer“ und moralischer Einwanderer anstrebte, wobei er gleichzeitig strengere Gesetze zur Aufrechterhaltung der Ordnung unterstützte.
Ein zentrales Thema in Bushs Rhetorik war die Bildungsproblematik, insbesondere der sogenannte „Achievement Gap“ (Leistungsunterschiede), der den Unterschied in den Testergebnissen zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen beschreibt. Schwarze und hispanische Schüler erzielten in standardisierten Tests im Durchschnitt schlechtere Ergebnisse als weiße und asiatische Schüler. Bush verband diese Problematik eng mit den Grundwerten der amerikanischen Identität, wie Arbeitsethik und Familienwerten. In seinen Reden über die Bildungspolitik gab er zu verstehen, dass die Ursachen für diese Leistungsunterschiede in der mangelnden Arbeitsmoral und dem Fehlen von familiären Werten in städtischen Gemeinden zu finden seien.
Das „No Child Left Behind“-Gesetz, das 2002 mit bipartisaner Unterstützung verabschiedet wurde, zielte darauf ab, diesen Leistungsunterschied zu verringern, indem es ein System zur Schulfinanzierung einführte, das an standardisierte Testergebnisse geknüpft war. Schulen, die bestimmte Benchmarks erreichten, sollten mit zusätzlichen Mitteln belohnt werden. Diese Politik legte zudem fest, dass die Ergebnisse der Tests nach Ethnien aufgeschlüsselt und veröffentlicht werden sollten, um das Ausmaß des Leistungsunterschieds sichtbar zu machen.
Bush sprach in 90 seiner Reden über das Thema „Achievement Gap“, wobei er in 35 dieser Reden das Thema „Rasse“ in einem ähnlichen Kontext erwähnte. In den restlichen 55 Reden blieb der Begriff der „Bigotterie der niedrigen Erwartungen“ ein häufiges rhetorisches Mittel, das in seiner Bedeutung auf die rassistischen Vorurteile anspielte, die seiner Ansicht nach zu einer geringeren Leistung von Minderheitskindern in Schulen führten. Diese Begriffsbildung stammte von Michael Gerson, einem der Redenschreiber von Bush, und suggerierte, dass Lehrer möglicherweise von vornherein niedrigere Erwartungen an Minderheitenschüler stellten.
Im Zusammenhang mit Bildung und dem „Achievement Gap“ ging Bush von einem Modell der persönlichen Verantwortung aus. Er argumentierte, dass Schulen mehr Verantwortung übernehmen und Lehrer, die gute Ergebnisse lieferten, mit höheren Anreizen belohnt werden sollten. Zudem sollte die lokale Kontrolle der Schulen gestärkt und von der Zentralregierung in Washington entfernt werden. Diese Vorschläge knüpften an die Ideologie der „Staatenrechte“ an, die unter Ronald Reagan als Antwort auf die Bürgerrechtsbewegung populär geworden war.
Die Verwendung dieser Sprache war nicht nur eine politische Strategie, sondern auch eine Reaktion auf öffentliche Umfragen. Laut einer Gallup-Umfrage von 2003 waren die meisten Amerikaner der Meinung, dass der „Achievement Gap“ ein ernstes Problem darstelle, jedoch gaben sie nicht den Schulen die Schuld. Stattdessen wurden als Gründe „faktoren außerhalb der Schulen“ genannt, wie etwa die mangelnde Beteiligung von Eltern. Dies bestätigte Bushs Argumentation, dass die Ursachen für die Bildungslücke außerhalb des Schulsystems zu finden seien, was seine politischen Vorschläge zur Lösung des Problems weiter stützte.
Wichtig ist, dass bei der Analyse der Rhetorik von Bush und seiner Politik ein tieferer Zusammenhang zwischen Sprache, Macht und sozialer Struktur erkennbar wird. Bushs Politik zur Bildung und Einwanderung war nicht nur eine Antwort auf praktische Probleme, sondern auch ein Mittel zur Legitimierung einer konservativen Ordnung, die die gesellschaftliche Hierarchie und rassische Ungleichheiten auf subtile Weise aufrechterhielt.
Wie Trump die Medienstrategien der Vergangenheit aufgriff und den Begriff „Trolling“ politisierte
Trump's Rhetorik und ihre oft rassistisch anmutenden Elemente verstärkten wahrscheinlich das Misstrauen gegenüber etablierten Institutionen und bestätigten die Unfähigkeit der Medien, seinen Humor zu verstehen. Seine rassistischen Anspielungen schienen ihm nicht zu schaden, da seine Anhänger die Organisationen, die diese Vorwürfe erhoben, nicht vertrauten. Diese Taktik war nicht neu – sie erinnerte an die Methode von Nixon, der die Schulbusse zur Desegregation ablehnte – doch Trump fügte diesem Ansatz eine neue Dimension hinzu. Es gibt mittlerweile eine weitverbreitete Ansicht, dass Trumps Anhänger sich möglicherweise in einem scherzhaften Spiel befanden, das auf der weit verbreiteten Auffassung beruhte, dass Trump „trolle“. Mehrere Artikel, unter anderem auf Nate Silvers FiveThirtyEight, erklären diesen Begriff: Ein Troll ist jemand, der Unruhe stiftet, indem er absichtlich Diskussionen anheizt oder Menschen provoziert, um eine emotionale Reaktion zu erzeugen. Silver beschreibt Trump als einen „geschickten Troll“, der die Medien als Mittel zur Aufmerksamkeitserregung nutzte.
Doch Trumps Beziehung zu sogenannten Internet-Trollen ging weit über seine eigenen Handlungen hinaus. Es gab eine organisierte Gruppe von internetaffinen Individuen, die Trump unterstützten. Diese Trolle, ob Pro-Trump oder nicht, verwendeten eine Vielzahl von Symbolen und Sprachsignalen, die oft nur für andere Mitglieder der Gemeinschaft verständlich waren. Diese Gemeinschaft überschneidet sich häufig mit der „Alt-Right“. Konservative Nachrichtenplattformen wie Breitbart erklärten in einem Artikel, was der Begriff „Alt-Right“ bedeutet und welche Rollen er in der Unterstützung von Trump spielte. Der Alt-Right, obwohl er rassistische Tendenzen aufwies, hatte auch Mitglieder, die einfach „Spaß haben“ wollten und Freude daran hatten, die öffentlichen Tabus zu brechen und den Aufruhr zu genießen, der durch die Veröffentlichung dieser Inhalte entstand.
Ein bekanntes Beispiel dafür war der „Pepe the Frog“-Meme, der ursprünglich keine politische Bedeutung hatte, aber durch anonyme Nutzer auf Internet-Foren wie „4chan“ zu einem Symbol der Alt-Right und der Trump-Unterstützer wurde. Obwohl Pepe ursprünglich ein unpolitisches Cartoon-Maskottchen war, erlangte es durch die Trolle eine neue Bedeutung. Als Trump diese Bilder zu einer gewissen Zeit unterstützte, wurde die Verbindung zum Alt-Right und seinem Umgang mit Rassismus offensichtlich. Für viele Medien war Pepe ein Symbol der weißen Vorherrschaft. In der Tat wurde es später von der Anti-Defamation League als „Hasssymbol“ geführt.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt dieser Taktiken war die Art und Weise, wie Trump und seine Anhänger die Medien strategisch in eine Debatte über solche Symbole zogen, wodurch die Aufmerksamkeit von wichtigen politischen Themen abgelenkt wurde. Der Fokus der Medien auf Pepe the Frog ermöglichte es den Anhängern von Trump, das „politisch korrekte“ Lager zu verspotteten und auf ihre eigene Weise eine Haltung gegen die vermeintlich überempfindliche Linke einzunehmen. Dies ermöglichte es Trump, sich der medialen Kontrolle zu entziehen und gleichzeitig das Image eines Anti-Establishment-Kandidaten zu pflegen, der die „falschen“ Wahrheiten der traditionellen Politik herausforderte.
Die Beziehung zwischen Trump und den sogenannten „Internet-Trollen“ zeigt auch, wie sich politische Kommunikation in der modernen Ära verändert hat. Während Trumps extreme Positionen oft als Trolling interpretiert werden konnten, wurden seine weniger kontroversen Aussagen als echte politische Überzeugungen wahrgenommen. So konnte er sich die „plausible Deniabilität“ zunutze machen: Er äußerte sich in einer Art und Weise, die es ihm ermöglichte, Rassismusvorwürfe als die Überreaktionen einer überempfindlichen Presse darzustellen. Dies war eine Fortführung einer Taktik, die auch von Nixon und Reagan genutzt wurde, allerdings mit einem neuen Element. Trump brachte diese Taktik der „plausiblen Deniabilität“ auf ein neues Level, indem er oft Verschwörungstheorien verbreitete und die Medien als „Fake News“ bezeichnete, wenn sie mit ihm nicht übereinstimmten.
Diese Form der politischen Kommunikation, die auf der Verzerrung von Fakten und dem gezielten Spiel mit Emotionen basiert, ist ein Versuch, das Vertrauen in etablierte Institutionen zu untergraben und das öffentliche Diskursklima zu destabilisieren. Was als ein elementarer Bestandteil von Trumps Strategie in der Wahlkampfzeit 2016 sichtbar wurde, ist nicht einfach ein neuer Trend in der Politik. Vielmehr zeigt es, wie der technologische Fortschritt und die Nutzung von Internetplattformen alte politische Methoden transformiert und verstärkt haben.
Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Taktiken nicht nur ein kurzfristiges politisches Spiel waren, sondern die Art und Weise, wie politische Kommunikation in der digitalen Ära funktioniert, tiefgreifend verändert haben. Was als bloßer Scherz oder als Provokation begann, wurde zu einer zentralen Waffe im politischen Arsenal einer neuen Generation von Politikern. Das Zielen auf die Wahrnehmung und das Manipulieren von Medieninhalten, auch durch scheinbar harmlose Symbole, ist eine ausgeklügelte Methode der politischen Einflussnahme, die sich tief in der heutigen Medienlandschaft verankert hat. Es zeigt, wie sehr die Grenze zwischen öffentlicher Unterhaltung, politischem Diskurs und der Verbreitung von Hassideologien verschwimmen kann.
Wie wurden rassencodierte Botschaften zur zentralen Strategie politischer Kommunikation in den USA?
In der politischen Kommunikation der Vereinigten Staaten des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts entwickelte sich ein rhetorisches Instrument, das unter dem Begriff „Dog Whistle Politics“ bekannt wurde. Es beschreibt eine subtile, kodierte Sprache, die scheinbar neutrale Begriffe verwendet, jedoch gezielt rassistische Ressentiments oder Ängste anspricht – ohne sie explizit zu benennen. Der Begriff verweist auf die Funktion einer Hundepfeife, deren Töne nur für bestimmte Empfänger hörbar sind. Ebenso richten sich diese politischen Botschaften an ein spezifisches Publikum, das die implizite Bedeutung erkennt, während sie für andere als unbedenklich erscheinen.
Diese Technik wurde nicht in einem ideologischen Vakuum entwickelt, sondern entstand vor dem Hintergrund eines zunehmend polarisierten politischen Diskurses. Die Republikanische Partei erkannte spätestens seit den 1960er Jahren, dass offene rassistische Rhetorik, wie sie etwa in der Ära der Segregation üblich war, politisch nicht mehr haltbar war. Stattdessen verlagerte sich die Strategie hin zu einer sprachlichen Codierung. Begrifflichkeiten wie „Welfare Queens“, „inner-city crime“ oder „law and order“ fungierten als Ersatzbegriffe für eine rassifizierte Wirklichkeitskonstruktion, die gesellschaftliche Probleme auf ethnische Minderheiten projizierte, insbesondere auf Afroamerikaner und Latinos.
Der Erfolg dieser Strategie beruht auf zwei zentralen Elementen. Zum einen ermöglicht sie es Politikern, rassistische Signale zu senden, ohne direkt der Bigotterie bezichtigt zu werden. Zum anderen erlaubt sie es Wählergruppen, ihre Vorurteile als rationale politische Überzeugungen zu artikulieren – etwa als Sorge um wirtschaftliche Stabilität, nationale Sicherheit oder soziale Ordnung. Die Stärke der „Dog Whistle“-Rhetorik liegt genau in dieser Ambivalenz: Sie bietet eine scheinbar legitime Sprache für implizite Diskriminierung.
Einflussreiche politische Persönlichkeiten wie Ronald Reagan oder später auch Bill Clinton adaptierten diese Strategien mit unterschiedlicher Intensität. Reagans Erzählung von der „Welfare Queen“ – einer angeblich betrügerischen schwarzen Frau, die den Sozialstaat ausnutzt – war kein statistisch fundiertes Bild, sondern ein bewusst eingesetzter Mythos zur Mobilisierung weißer Mittelschichtswähler, die sich wirtschaftlich bedroht fühlten. Diese Botschaften waren erfolgreich, weil sie an reale Ängste anschlossen, aber deren Ursachen rassistisch überformten.
Auch die mediale Rezeption und Reproduktion dieser Narrative spielte eine zentrale Rolle. Politische Kommunikation ist nie einseitig. Medieninstitutionen, Think Tanks und Meinungsumfragen haben zur Verbreitung und Normalisierung dieser codierten Sprache beigetragen. Begriffe wie „illegal immigrants“ oder „urban decay“ wurden zu Schlagwörtern, deren rassifizierter Subtext oft unausgesprochen blieb, aber sozial wirkmächtig war. Der diskursive Rahmen verschob sich zunehmend – nicht durch offene Hetze, sondern durch die systematische Wiederholung strukturierter Ambivalenzen.
Diese Dynamik setzte sich auch im digitalen Zeitalter fort. Die Fragmentierung der Öffentlichkeit durch soziale Medien und neue Kommunikationsformen ermöglichte es politischen Akteuren, gezielt mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu kommunizieren – oft mit widersprüchlichen Botschaften. So konnte Donald Trump beispielsweise eine explizit rassistische Rhetorik in gewissen Kreisen kultivieren, während er sich zugleich auf nationale Interessen, wirtschaftliche Sicherheit und den Schutz der Arbeiterklasse berief.
Ein tieferes Verständnis dieser politischen Rhetorik erfordert die Analyse nicht nur dessen, was gesagt wird, sondern auch dessen, was durch Verschweigen, Codierung oder Kontextualisierung vermittelt wird. Die eigentliche Funktion der „Dog Whistle“-Strategie liegt nicht im offenen Konflikt, sondern in der Verschleierung der ideologischen Intention. Sie wirkt dort am stärksten, wo sie als objektiv, vernünftig oder moralisch gerechtfertigt erscheint.
Wichtig ist zu erkennen, dass diese Form der Kommunikation strukturelle Machtverhältnisse nicht nur widerspiegelt, sondern aktiv reproduziert. Die Sprache formt das politische Denken und die Wahrnehmung sozialer Realitäten. Wer das Vokabular kontrolliert, formt die Grenzen des Sagbaren – und damit auch die Grenzen des politisch Vorstellbaren.
Die Auseinandersetzung mit dieser Thematik sollte daher nicht bei der Entlarvung einzelner rhetorischer Figuren stehen bleiben. Entscheidend ist die Reflexion über die Mechanismen der gesellschaftlichen Wahrnehmung, die durch solche Sprache stabilisiert werden: Wer gilt als gefährlich? Wer als hilfsbedürftig? Wer als fremd? Wer als Teil der Nation? Diese Fragen sind nicht nur semantisch, sondern politisch – und sie entscheiden darüber, wer Zugang zu Ressourcen, Rechten und Anerkennung erhält.
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