In der modernen systemischen Familientherapie hat der Einsatz von digitalen Spielen zunehmend an Bedeutung gewonnen. Besonders im Kontext von Online-Therapien bieten sich viele Chancen, die Dynamik innerhalb von Familien zu fördern und neue Wege der Kommunikation zu eröffnen. Der Einsatz von Spielen ermöglicht es den Familienmitgliedern, ihre Beziehungen aus einer neuen Perspektive zu betrachten, ihre Emotionen auszudrücken und die Gruppenkohäsion zu stärken.

Ein entscheidender Aspekt bei der Einführung von digitalen Spielen in der therapeutischen Arbeit ist die klare Definition von Zielen und Inhalten. In der ersten Phase der Entwicklung eines Spiels müssen die Therapieziele festgelegt werden. Möchten wir das emotionale Erleben der Familienmitglieder darstellen? Soll das Spiel ein bestimmtes System, wie beispielsweise die Zeitdimension, aufgreifen? Oder dient es dazu, zu Beginn einer Sitzung eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen oder kollaborative Prozesse zu fördern? Diese Fragen bilden die Grundlage für die Gestaltung des Spiels und ermöglichen es den Therapeuten, das Spiel an die spezifischen Bedürfnisse der Familie anzupassen.

Nach der Zieldefinition folgt eine kreative Phase, in der verschiedene Ideen gesammelt werden. Diese Phase sollte möglichst offen und kollegial gestaltet werden, um neue und unkonventionelle Ansätze zu entdecken. Die Ideen können dabei von bekannten Spielen, Metaphern oder Symbolen inspiriert sein. Sobald eine konkrete Vorstellung des Spiels entwickelt ist, geht es darum, die Spielregeln und die Struktur zu definieren. In der darauffolgenden Phase wird das Spiel in einer ersten „physischen“ Version, etwa auf Papier, skizziert und ausprobiert. Dies ist ein wichtiger Schritt, um zu überprüfen, ob die definierten Ziele tatsächlich erreicht werden können. Das Feedback der ersten Tester ist von entscheidender Bedeutung, um mögliche Schwächen im Design zu erkennen und anzupassen.

Für die tatsächliche Umsetzung des Spiels können die Therapeuten entweder selbst die Gestaltung übernehmen oder mit professionellen Grafikdesignern und Programmierern zusammenarbeiten. Dabei gibt es zahlreiche kostenfreie oder kostengünstige Ressourcen im Internet, die es ermöglichen, einfache, aber wirkungsvolle digitale Spiele zu erstellen. Der Vorteil, wenn Therapeuten selbst die Gestaltung übernehmen, liegt nicht nur im ökonomischen Aspekt, sondern auch in der Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit des Spiels, das so direkt auf die Bedürfnisse der Familie zugeschnitten werden kann.

Ein anschauliches Beispiel für ein solches Spiel ist „Ulysses’ Journey“, ein Spiel, das die Familienmitglieder dazu anregt, eine Übergangsphase im Leben der Familie als Reise über das Meer darzustellen. Jeder Spieler erhält ein eigenes Schiff, das er mit persönlichen Erlebnissen und Vorstellungen beladen kann. Dabei geht es nicht nur um die symbolische Darstellung von Herausforderungen und Begegnungen, sondern auch um die Reflexion der eigenen Rolle im Familiensystem. Dieses Spiel lädt die Spieler ein, sich auf eine metaphorische Reise zu begeben und die Dynamik innerhalb der Familie aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

Ein weiteres Beispiel ist das Spiel „Family Pitch“, bei dem jedes Familienmitglied seine eigene Fußballmannschaft aufstellt. Dabei wird das Familiensystem wie ein Team betrachtet, das in verschiedenen Rollen agiert. Durch die Reflexion über Stärken und Schwächen des Teams können neue Perspektiven auf die familiären Beziehungen gewonnen werden. Dieses Spiel fördert das Verständnis für die eigenen Emotionen und die der anderen, sowie die Fähigkeit, diese in einem gemeinsamen Kontext zu überdenken und neu zu gestalten.

„Emoticon Creator“ ist ein weiteres interessantes Spiel, bei dem die Familienmitglieder mit einer App eigene Emoticons erstellen können, die ihre emotionalen Erfahrungen in bestimmten Situationen widerspiegeln. So können auch verborgene oder schwer auszusprechende Gefühle visualisiert werden, was die Kommunikation innerhalb der Familie erleichtert. Diese Art der interaktiven Reflexion fördert nicht nur das Verständnis füreinander, sondern stärkt auch die Empathie und die Fähigkeit, die eigenen Emotionen und die der anderen zu erkennen und zu benennen.

Ein zentraler Punkt bei der Online-Therapie ist die Rolle des Therapeuten. In vielen Fällen hat sich das Modell der Co-Therapie bewährt, da es die Möglichkeit bietet, verschiedene Perspektiven in den therapeutischen Prozess einzubringen. Im Online-Kontext ist die Co-Therapie besonders nützlich, da sie hilft, die verschiedenen Fenster auf dem Bildschirm zu überwachen und die Interaktionen der Familienmitglieder zu unterstützen. Die Therapeuten können dabei die Techniken der digitalen Plattform effizienter nutzen und den Spielern helfen, sich auf das Spiel und die Therapieziele zu konzentrieren.

Es ist wichtig zu verstehen, dass der Einsatz von Online-Spielen in der Familientherapie nicht nur als Werkzeug zur Unterhaltung dient, sondern tief in die systemische Arbeit eingebunden ist. Spiele ermöglichen es den Familienmitgliedern, ihre Rollen innerhalb des Systems zu reflektieren, zu hinterfragen und zu verändern. Dies fördert eine flexiblere und offenere Kommunikation, die langfristig zu einer besseren Verständigung und stabileren Beziehungen führen kann.

Neben der Technik ist jedoch auch der therapeutische Kontext von zentraler Bedeutung. Ein Spiel kann niemals die Funktion eines erfahrenen Therapeuten ersetzen, sondern nur als ein weiteres Hilfsmittel in einem umfassenden therapeutischen Prozess dienen. Die richtige Integration digitaler Spiele erfordert ein tiefes Verständnis der systemischen Therapie sowie die Fähigkeit, die Dynamik der Familie zu lesen und darauf zu reagieren. Die Therapeuten müssen nicht nur das Spiel als Technik beherrschen, sondern auch die komplexen emotionalen und psychischen Prozesse, die während des Spiels in Gang gesetzt werden.

Wie verändert sich die Wahrnehmung von Patienten und Therapeuten im Kontext von Online-Therapien?

Die zunehmend verbreitete Praxis der Online-Therapien und -Schulungen stellt neue Herausforderungen und Chancen für die psychosoziale Arbeit dar. Ein bedeutender epistemologischer Hinweis in diesem Kontext stammt von Giuliani (2020), der darauf hinweist, dass ein Patient, der physisch in der Praxis anwesend ist, aus phänomenologischer Sicht (und nicht nur ästhetisch) anders erlebt wird als derselbe Patient, der über eine Webcam wahrgenommen wird. Aus einer objektivistischen Perspektive könnte man zunächst glauben, dass der „echte“ Patient derjenige ist, der physisch im Raum anwesend ist, während der Online-Patient als eine verzerrte Version betrachtet wird. Doch Giuliani folgt der konstruktivistischen Epistemologie von Bateson (1979) und schlägt vor, beide Patienten als „real“ zu betrachten und den wahrgenommenen Unterschied als kraftvollen Informationsgenerator zu nutzen. Dies ermöglicht eine „binokulare Sichtweise“, die der Wahrnehmung des Patienten eine zusätzliche Tiefe verleiht.

Ein Beispiel für eine solche Herangehensweise in der Ausbildung könnte ein Szenario sein, in dem ein Online-Rollenspiel von einer realen Sitzung mit denselben Akteuren gefolgt wird, bei dem dann eine Reflexion über die wahrgenommenen Unterschiede zwischen dem „Online“- und dem „live“-Patienten sowie zwischen dem „Online“- und dem „live“-Therapeuten erfolgt. Diese Reflexion kann auch auf die Unterschiede zwischen „Online“- und „Live“-Beziehungen ausgeweitet werden, was eine Multiplikation von Perspektiven und Erfahrungen darstellt – ein zentrales Element jeder systemischen Ausbildung.

Die Frage nach der Authentizität von Online-Beziehungen wird oft in einem ähnlichen Kontext behandelt. Stanghellini und Sass (2021) gehen davon aus, dass die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen unsere Beziehung zu unserem eigenen Körper sowie zu den Körpern anderer verändert haben. Historische soziale Trends, die schon vor der Pandemie existierten, wurden durch den Lockdown und die zunehmende Abhängigkeit von digitalen Kommunikationsmitteln beschleunigt. So wird die Möglichkeit des „entkörperten“ Treffens, das durch Bilder vermittelt wird, zunehmend den „interkorporalen“ Begegnungen von Therapien im direkten Kontakt gegenübergestellt. Diese Verschiebung ist nicht nur eine Frage der technischen Entwicklung, sondern zeigt auch die tiefere Wirkung von Technologie auf Körperlichkeit und Intersubjektivität.

Ein besonders wichtiger Aspekt dieser Veränderungen ist das Konzept der „Gaze“, des Blicks, das in Online-Verbindungen eine völlig neue Dimension annimmt. In einem phänomenologischen Kontext gewinnt der Blick als Kommunikationsmittel eine verstärkte Bedeutung, was sowohl für die therapeutische Arbeit als auch für die Ausbildung von entscheidender Wichtigkeit ist. Der Blick wird im digitalen Raum stärker wahrgenommen, da er zum einzigen physischen Kontaktmittel zwischen Therapeut und Patient wird, wodurch die Frage der Authentizität der Beziehung nochmals verstärkt wird.

Wenn man auf den Ursprung der Nutzung von Technologie im systemischen Training zurückblickt, wird deutlich, dass die Integration von technischen Mitteln in den therapeutischen Kontext nicht neu ist. Schon in den 1950er Jahren begann Don Jackson, der das Mental Research Institute (MRI) in Palo Alto gründete, mit der Einführung von technischen Hilfsmitteln wie dem Einwegspiegel und der Videoaufzeichnung in die Familientherapie. Diese Innovationen eröffneten eine neue Dimension der Beobachtung und Reflexion in der Therapie und sind nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der klassischen systemischen Ausbildung.

Die zunehmende Nutzung von Online-Tools für Therapie und Ausbildung setzt diese Tradition fort und bringt eine Reihe von emotionalen und praktischen Herausforderungen mit sich. Ein zentraler Punkt ist die emotionale Erfahrung der Trainees im virtuellen Kontext. Studien zeigen, dass Online-Ausbildung, obwohl sie vor 2020 bereits verwendet wurde, mittlerweile als eine vollwertige Lernform anerkannt wird. Die Technik hat sich erheblich weiterentwickelt, was es heute ermöglicht, Bildungsressourcen zu nutzen, die in der Vergangenheit noch nicht zugänglich waren. Diese Entwicklung hat nicht nur die Art und Weise, wie Lehrer und Lernende miteinander interagieren, verändert, sondern auch neue Möglichkeiten für die peer-to-peer-Kommunikation eröffnet.

Die Veränderung der Ausbildungsmethoden im Bereich der Psychotherapie ist daher nicht nur eine Frage des „Technologieeinsatzes“, sondern auch eine Frage der emotionalen Anpassung der Trainees an diese neuen Formate. Ein wichtiger Aspekt für das Wohlbefinden der Lernenden ist das Teilen von persönlichen Herausforderungen, die im virtuellen Kontext auftreten. Diese Auseinandersetzungen mit den eigenen Schwierigkeiten und die Reflexion darüber, wie man sich an die digitalen Anforderungen anpasst, sind entscheidend für eine erfolgreiche Lernumgebung. In diesem Sinne könnte die Online-Ausbildung den Lernprozess nicht nur bereichern, sondern auch eine neue Form der Verbindung und des gemeinsamen Wachstums schaffen.

In Bezug auf systemisches Training und Therapie stellt sich somit eine interessante Gelegenheit für Innovation und Weiterentwicklung. Die Nutzung von Technologie in der Ausbildung bietet nicht nur die Möglichkeit, neue didaktische Konzepte zu entwickeln, sondern fördert auch eine tiefere Reflexion über die Wahrnehmung von Körperlichkeit, Sichtbarkeit und die Rolle von Kommunikation im digitalen Raum. Während diese neuen Möglichkeiten vielversprechend sind, bleibt es wichtig, weiterhin auf die phänomenologischen Aspekte der Online-Interaktion zu achten, da diese entscheidend dafür sind, wie Beziehungen und therapeutische Prozesse wahrgenommen werden.

Die Auswirkungen der Technologie auf die therapeutische Beziehung: Herausforderungen und Chancen der digitalen Praxis

Die Integration von Technologie in die therapeutische Praxis verändert nicht nur die Art und Weise, wie Behandlungen durchgeführt werden, sondern beeinflusst auch die Beziehungen zwischen Therapeut und Klient sowie das gesamte therapeutische System. Eine der zentralen Fragestellungen, die in diesem Kontext immer wieder aufkommt, ist, wie technologische Mittel sowohl die therapeutische Praxis als auch die therapeutische Beziehung verändern. Die Zugänglichkeit von Informationen und die zunehmende Nutzung von Online-Ressourcen durch Klienten werfen dabei neue ethische und praktische Fragen auf.

Ein bedeutendes Phänomen, das in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit erregt hat, ist die Praxis des „Patienten-zentrierten Googlens“ (PTG). In einer Untersuchung von Eichenberg und Herzberg (2016) wurde dieses Verhalten bei 207 Therapeuten untersucht. Es zeigte sich, dass nur 2,4 % der befragten Therapeuten angaben, dass PTG während ihrer Ausbildung oder Weiterbildung thematisiert wurde. Obwohl PTG an sich keine Grenze überschreitet, kann die Information, die Klienten durch Internetrecherche erhalten, die therapeutische Beziehung erheblich beeinflussen. Ein häufiges Verhalten unter Klienten ist es, die Ergebnisse ihrer Recherchen vor dem Therapeuten zu verbergen. Diese Tatsache macht deutlich, wie stark die Ergebnisse von Internetrecherchen das Vertrauen und die Dynamik in der Therapie beeinflussen können.

Für Therapeuten stellt sich auch die Frage, wie sie mit der zunehmenden Online-Kommunikation umgehen sollen. Der sogenannte „Online-Desinhibitions-Effekt“, der von Suler (2004) beschrieben wurde, zeigt, dass Menschen online oft mehr von sich preisgeben als in persönlichen Gesprächen. Dieser Effekt kann in einer Online-Therapie sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Einerseits ermöglicht die schnellere Offenbarung von persönlichen Themen, wie Schamgefühlen, eine intensivere und zügigere Bearbeitung dieser Probleme. Andererseits kann der Effekt auch zu einem verstärkten Auftreten von toxischen Verhaltensweisen führen, beispielsweise durch negative oder aggressive Äußerungen. Darüber hinaus sehen sich Therapeuten in der digitalen Welt mit neuen Formen der Ablehnung konfrontiert, wie dem Phänomen des „Ghosting“, bei dem Klienten die Kommunikation abrupt ohne Erklärung abbrechen. Es ist nachgewiesen, dass Ghosting mit einer Vermeidung von Bindungen zusammenhängt, was in der Online-Therapie durch die physische Distanz zwischen Therapeut und Klient begünstigt wird.

Die Technologie beeinflusst jedoch nicht nur das Verhalten der Klienten, sondern auch die Position des Therapeuten. Therapeuten, die sich mit der ständigen Weiterentwicklung der Technologie nicht vertraut machen, könnten sich in ihrer digitalen Praxis unwohl fühlen. Besonders junge Klienten sind oftmals technologisch versierter und können in ihrer Nutzung von digitalen Plattformen weit fortgeschrittener sein. Dies kann dazu führen, dass Therapeuten zögern, Technologie in ihre therapeutischen Gespräche einzubeziehen, was zu einer potenziellen Fehleinschätzung der Bedeutung von Technologie in den Beziehungen der Klienten führen kann. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Möglichkeit, dass Klienten in einer Online-Umgebung ohne das Wissen des Therapeuten Sitzungen aufzeichnen oder andere Personen im Raum anwesend sind. Solche Situationen erhöhen das Risiko von ethischen Missverständnissen und können das Vertrauen zwischen Therapeut und Klient beeinträchtigen.

Zusätzlich zur Frage der ethischen Verantwortung stellt sich die Problematik der emotionalen Reaktionen von Klienten auf die digitale Therapie. In einer zunehmend vernetzten Welt sind viele Menschen zunehmend weniger tolerant gegenüber Verzögerungen in der Kommunikation. Die ständige Erreichbarkeit über digitale Medien führt dazu, dass Klienten oft wiederholt versuchen, mit ihrem Therapeuten in Kontakt zu treten, um ihre Ängste vor dem Verlust von Kommunikation zu bewältigen. Diese ständige Verfügbarkeit und die damit verbundene Erwartung einer schnellen Antwort können zu einer Verzerrung der therapeutischen Dynamik führen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der durch die digitale Kommunikation in den Fokus rückt, ist die veränderte Hierarchie zwischen Therapeut und Klient. Die Möglichkeit der jederzeitigen Kommunikation hat dazu geführt, dass die traditionellen Machtverhältnisse in der Therapie flacher werden. Während diese Entwicklung in einigen Fällen positive Auswirkungen auf das Vertrauen und die Intimität zwischen Klient und Therapeut haben kann, kann sie auch dazu führen, dass Klienten die Autorität des Therapeuten infrage stellen oder Schwierigkeiten haben, therapeutische Anweisungen zu befolgen. Auf der anderen Seite kann die Technologie dazu beitragen, dass Beziehungen schneller aufgebaut werden und intensiver werden, da Klienten die Möglichkeit haben, sich auch außerhalb der regulären Therapiesitzungen auszudrücken.

Neben den Veränderungen in der therapeutischen Beziehung ist die Flexibilität, die durch die Nutzung von Technologie entsteht, ein weiterer Vorteil der digitalen Praxis. Die Möglichkeit, Klienten aus verschiedenen geografischen Regionen zu betreuen, ermöglicht es Therapeuten, unterschiedliche Perspektiven auf die Lebensrealität ihrer Klienten zu gewinnen. Dies kann dazu beitragen, ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen und Bedürfnisse der Klienten zu entwickeln und die Therapie individueller und effektiver zu gestalten. Auch für Klienten, die aufgrund von Problemen wie eingeschränkten Versicherungsmöglichkeiten oder Mobilitätseinschränkungen Schwierigkeiten haben, Zugang zu hochwertiger therapeutischer Versorgung zu erhalten, kann die digitale Therapie eine wertvolle Lösung darstellen.

Jedoch bringt die Digitalisierung auch Herausforderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf die Etablierung von klaren Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben für Therapeuten. Da die Kommunikation durch digitale Kanäle jederzeit und an jedem Ort stattfinden kann, ist es für Therapeuten umso wichtiger, klare Regeln und Grenzen zu setzen, wann und wie sie für Notfälle erreichbar sind. Gleichzeitig müssen sie sich der ethischen Verantwortung bewusst sein, insbesondere im Falle von Kriseninterventionen, wie etwa bei suizidalen Klienten, wenn eine Intervention über digitale Kanäle schwierig sein kann.

In der digitalen Welt der Therapie müssen Therapeuten zudem immer wieder schwierige ethische Entscheidungen treffen. Dazu gehört beispielsweise der Umgang mit Klienten, die während einer Sitzung auf unerlaubte Weise ein digitales Gerät verwenden oder die Frage, wann eine Intervention zum Schutz des Klienten erforderlich ist. Diese Herausforderungen machen deutlich, dass Therapeuten nicht nur ihre technischen Fähigkeiten ausbauen müssen, sondern auch eine solide ethische Grundlage benötigen, um in einer digitalen Umgebung erfolgreich arbeiten zu können.