Die Wechselwirkungen in der Quanten-Elektrodynamik (QED) sind entscheidend für das Verständnis vieler Phänomene der modernen Physik. Insbesondere Prozesse wie die Bremsstrahlung – die Erzeugung von Photonen durch beschleunigte geladene Teilchen – haben tiefgehende Implikationen für die Streuung und die beobachteten Querschnitte in Experimenten. Ein solches Prozessmodell, das die Streuung und die dazugehörige Emission von Photonen beschreibt, ist zentral für die QED.

Bremsstrahlung tritt auf, wenn ein geladenes Teilchen, etwa ein Elektron, seine Energie in Form von Photonen abgibt, während es durch das elektromagnetische Feld eines anderen Teilchens, z. B. eines Kerns, beschleunigt wird. Dies führt zu einem inelastischen Streuprozess, bei dem ein Teil der Energie des einfallenden Teilchens in die Energie des emittierten Photons übergeht. Solche Prozesse sind im Wesentlichen von der Differenz zwischen elastischen und inelastischen Streuprozessen geprägt, wobei die entscheidende Grenze durch die Energieschwelle des Messgeräts bestimmt wird. Wenn die Energie des Photons unterhalb dieser Schwelle liegt, erscheinen die Bremsstrahlungsprozesse experimentell als elastische Prozesse, was sie von einem technischen Standpunkt aus nicht von den rein elastischen Prozessen unterscheidet.

Ein genaueres Verständnis der Querschnitte für Bremsstrahlung erfordert die Berücksichtigung zweier Beiträge: Der elastische Beitrag und der Beitrag der Bremsstrahlung selbst. Der Gesamtquerschnitt ist die Summe dieser beiden Beiträge:

dσgesamt=dσelastisch+dσbremstrahlungd\sigma_{\text{gesamt}} = d\sigma_{\text{elastisch}} + d\sigma_{\text{bremstrahlung}}

Der elastische Beitrag ergibt sich aus der Amplitude der klassischen Streuung, während der Beitrag der Bremsstrahlung die Wechselwirkung des Teilchens mit dem Photon beschreibt. Es ist wichtig zu beachten, dass die beiden Beiträge unterschiedliche Endzustände des Systems repräsentieren und deshalb zur Gesamtquerschnittssumme hinzugefügt werden sollten, anstatt die Amplituden zu summieren.

Ein weiteres wichtiges Detail der Bremsstrahlung ist die Tatsache, dass der Querschnitt in der Nähe der Infrarotschwelle divergiert, wenn die Energie des emittierten Photons gegen Null geht. Diese Infrarotdivergenz stellt eine Herausforderung in der Berechnung dar, da sie zu einem unphysikalischen, unendlich großen Querschnitt führen würde. Jedoch wurde von der Theorie erkannt, dass diese Divergenz durch die Berücksichtigung zusätzlicher Korrekturen – wie der Vertex-Korrektur – im Rahmen der Störungstheorie eliminiert werden kann.

Die Vertices im Feynman-Diagramm stellen die Wechselwirkungspunkte zwischen Elektronen und Photonen dar. Um diese Divergenzen korrekt zu behandeln, ist es notwendig, die sogenannte Vertex-Korrektur einzubeziehen. Diese Korrektur beeinflusst die elastische Streuung und führt dazu, dass die Divergenz der Bremsstrahlung im Infrarotbereich vollständig aufgehoben wird. Das Resultat dieser Berechnungen zeigt, dass die Infrarotdivergenzen der Bremsstrahlung alle höheren Störungen der Theorie konsistent eliminieren. Dies bestätigt die Genauigkeit der QED und deren Fähigkeit, die Wechselwirkungen in der Quantenwelt korrekt zu beschreiben.

Abgesehen von der Bremsstrahlung gibt es noch weitere relevante Phänomene, die für ein vollständiges Verständnis der QED erforderlich sind. Ein solches Beispiel ist der Lamb-Shift, der erstmals 1947 von Willis Lamb und Robert Retherford experimentell nachgewiesen wurde. Sie beobachteten eine Energieverschiebung zwischen den Zuständen 2S1/2 und 2P1/2 im Wasserstoffatom, die durch die Wechselwirkung des Elektrons mit dem elektromagnetischen Feld verursacht wird. Diese Verschiebung ist ein direktes Resultat der Selbstwechselwirkung des Elektrons mit dem quantisierten Vakuumfeld und stellt den ersten praktischen Nachweis der Quanten-Elektrodynamik dar. Hans Bethe berechnete daraufhin die Selbstenergie des Elektrons im Atom und zeigte, dass diese Interaktion zu einer Verschiebung der Energieniveaus führt, die durch die Renormierung der Elektronenmasse erklärt werden kann.

Die wesentliche Lektion, die aus der Untersuchung dieser Phänomene gezogen werden kann, ist, dass die korrekte Berechnung von Querschnitten in der QED sowohl die Berücksichtigung von Infrarot- und Ultravioletdivergenzen als auch die Notwendigkeit erfordert, verschiedene Störungen zu kombinieren, um konsistente physikalische Ergebnisse zu erzielen. Der Fortschritt in diesem Bereich wird durch die sorgfältige Anwendung der Störungstheorie und der Regularisierung von Divergenzen möglich, die es ermöglichen, eine Vielzahl von Experimenten auf der Grundlage von QED zu erklären.

Neben der tiefgehenden mathematischen Struktur, die für die korrekte Anwendung der QED erforderlich ist, ist es auch wichtig zu verstehen, dass solche Phänomene wie die Bremsstrahlung und der Lamb-Shift nicht nur in theoretischen Berechnungen, sondern auch in realen experimentellen Kontexten auftreten. Die präzisen Messungen, die in Experimenten zur Bestimmung von Querschnitten und Energieverschiebungen gemacht werden, haben direkte Auswirkungen auf unser Verständnis der Wechselwirkungen in der Quantenwelt und tragen zur Bestätigung der Richtigkeit der QED bei.

Wie die Quantenfeldtheorie die Energieanhebung eines Elektrons im Vakuum erklärt

Die Quantenfeldtheorie (QFT) spielt eine fundamentale Rolle beim Verständnis der physikalischen Eigenschaften von subatomaren Teilchen. Ein zentrales Konzept in der QFT ist die Renormierung, ein Verfahren zur Beseitigung der unendlichen Größen, die in Berechnungen auftreten, wenn man die Wechselwirkung zwischen Teilchen berücksichtigt. Dies ist insbesondere für das Elektron von Bedeutung, dessen Selbstenergie im Vakuum divergiert, was durch die Wechselwirkung mit dem elektromagnetischen Feld beschrieben wird. Um diese Divergenzen zu behandeln, müssen wir das Konzept der Renormierung detailliert untersuchen.

Ein bedeutendes Beispiel für eine solche Renormierung ist die sogenannte Lamb-Verschiebung, die eine feine Abweichung in den Spektrallinien von Wasserstoffatomen beschreibt. Diese Verschiebung, die experimentell nachgewiesen wurde, konnte durch eine präzise Berechnung mit Hilfe der QED (Quantenelektrodynamik) erklärt werden. Der Prozess der Renormierung, der in der QED angewendet wird, führt zu einer Korrektur der Elektronenmasse und stellt sicher, dass die Berechnungen endliche Ergebnisse liefern.

Die Hamilton-Funktion und die Wechselwirkung des Elektrons mit dem elektromagnetischen Feld

Die Ausgangsbasis für die Berechnung der Selbstenergie eines Elektrons in einem Atom ist die Hamilton-Funktion, die das Elektron und seine Wechselwirkung mit dem elektromagnetischen Feld beschreibt. Die Hamilton-Funktion setzt sich aus mehreren Teilen zusammen: dem Hamiltonian des Elektrons ohne Strahlungseinflüsse (He), dem Hamiltonian für die Strahlung (Hrad) und dem Interaktionshamiltonian (Hint), der die Wechselwirkung des Elektrons mit dem Vektorpotenzial A(x) beschreibt. Diese Interaktion wird durch den Term Hint=epA(x)Hint = -e \mathbf{p} \cdot \mathbf{A}(x) dargestellt, wobei p\mathbf{p} der Impuls des Elektrons und A(x)\mathbf{A}(x) das Vektorpotenzial des elektromagnetischen Feldes ist.

Ein wesentlicher Schritt in der Berechnung besteht darin, den Effekt der Strahlung auf die Energie des Elektrons in einem bestimmten Zustand zu bestimmen. In der ersten Ordnung der Störungstheorie ergibt sich, dass der erste Term in der Interaktion null ist, da der Vektorpotenzialoperator A(x)A(x) nur in den Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren für Photonen linear ist. In der zweiten Ordnung jedoch kann die Störungstheorie zur Berechnung von Korrekturen an der Energie des Elektrons im Zustand n,0|n, 0\rangle verwendet werden.

Die Dipolnäherung und die Berechnung der Korrekturen

In der sogenannten Dipolnäherung, die die Änderung des Strahlungsfeldes in der Nähe des Elektrons vernachlässigt, vereinfacht sich die Berechnung der Korrekturen. In dieser Näherung, in der Photonen mit langen Wellenlängen verglichen mit dem Bohrschen Radius des Elektrons betrachtet werden, ergibt sich für die Änderung der Energie ΔEn\Delta E_n eine komplexe Summenformel, die über alle Zustände mm und Photonen mit der entsprechenden Wellenzahl und Polarisation summiert. Das Ergebnis der Berechnung ist eine Energieverschiebung, die als Lamb-Verschiebung bekannt wurde.

Divergenz und Renormierung der Elektronenmasse

Ein zentrales Ergebnis der Quantenfeldtheorie ist die Divergenz der Selbstenergie des Elektrons im Vakuum. Die Selbstenergie, die durch Wechselwirkungen des Elektrons mit dem elektromagnetischen Feld entsteht, divergiere linear mit der Größe der Ultraviolet-Schranke, was im klassischen Fall als Divergenz der Selbstenergie eines Punktladungsträgers in einem Kugelradius RR auftritt. In der QED jedoch ergibt sich aufgrund der speziellen Chiralitätssymmetrie, dass die Divergenz nur noch logarithmisch ist. Diese Symmetrie wird durch die Transformation ψ(x)eiαγ5ψ(x)\psi(x) \rightarrow e^{i\alpha\gamma_5}\psi(x) in der QED aufgelöst, was bedeutet, dass höhere Korrekturen für den Fall m00m_0 \rightarrow 0 ebenfalls null werden müssen. Daraus folgt, dass die Renormierung der Elektronenmasse durch einen einzigen Subtraktionsschritt ausreicht, um die Divergenz zu eliminieren und die Selbstenergie des Elektrons zu einem endlichen Wert zu führen.

Die Lamb-Verschiebung und ihre experimentelle Bestätigung

Die Lamb-Verschiebung selbst stellt eine Korrektur zu den Energiezuständen eines Elektrons in einem Wasserstoffatom dar, die durch die Wechselwirkung mit dem Vakuumfeld erzeugt wird. Die Berechnungen, die unter der Annahme relativistischer QED und unter Berücksichtigung der Vakuumpolarisation und der Vertexkorrektur durchgeführt wurden, zeigen, dass diese Effekte nur vernachlässigbare Beiträge zur Lamb-Verschiebung liefern. Bethe’s Berechnung ergab eine Frequenz von νLamb=1040MHz\nu_{\text{Lamb}} = 1040 \, \text{MHz}, was eine exzellente Übereinstimmung mit dem experimentellen Wert von 1000 MHz zeigte. Weitere relativistische Berechnungen bestätigten diese Methode, und die Präzision der theoretischen Vorhersagen liegt bei 0,0001%.

Wichtige Konzepte und Schlussfolgerungen

Es ist entscheidend zu verstehen, dass die Renormierung der Elektronenmasse durch die Quantenfeldtheorie nicht nur ein mathematisches Verfahren ist, sondern auch tiefere physikalische Symmetrien widerspiegelt, die in der Natur existieren. Die Chiralitätssymmetrie und die Tatsache, dass die Selbstenergie des Elektrons im Vakuum nur logarithmisch divergiert, stellen wesentliche Bausteine der Quantenfeldtheorie dar. Zudem zeigt die Lamb-Verschiebung, wie fein abgestimmte experimentelle Messungen die Gültigkeit der theoretischen Modelle testen und bestätigen können. Die Fähigkeit der QED, diese Verschiebung mit solcher Präzision vorherzusagen, ist ein Beweis für die Vollständigkeit und Exaktheit des Modells.